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Vorwort

 
Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit fand am 25. April 2010 in Köln im studio dumont eine Begegnung unter dem Thema „Verlorene Maßstäbe“ statt. Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. präsentierte gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung diese Veranstaltung. Der hierzu geladene Festredner Dr.Markus Schwering ging mit seinem Vortrag „Toleranz als Zumutung. Interreligiöses Zusammenleben im demokratischen Rechtsstaat“ auf das genannte, allzu bekannte Spannungsverhältnis innerhalb unserer Gesellschaft provokativ ein. No way out! stellt Schwering fest. Religion, oder wie man das Phänomen auch benennen möge, gehöre anscheinend zur menschlichen Grundausstattung. Demnach sind wir alle einem ständig wechselnden Cocktail unserer Gefühle preisgegeben, denn die jeweils etablierte, subjektive Grundausstattung wird durch intolerante Äußerungen oder Maßnahmen eines anders denkenden Subjektes häufig unvermittelt in Frage gestellt. Schwering formuliert die Vorgehensweise, diesem Dilemma zu begegnen, wenngleich eine Lösung nicht geliefert wird. „Toleranz kann, weil es sich um eine Tugend mit universalistischem Anspruch handelt, nur nach der Regel strikter Reziprozität funktionieren“. Ist unsere Gesellschaft sowohl intellektuell als auch emotional fähig, der nötigen Wechselseitigkeit zu entsprechen? Zumindest ist jeder gefordert, seine Maßstäbe im eigenen Interesse zu analysieren, um sie auf ihre Konformität im Hinblick auf unsere Gesellschaftsordnung zu überprüfen.

Marie-Louise Jung